Das weibliche Fortpflanzungssystem setzt sich aus vielen verschiedenen Komponenten zusammen. Je besser eine Frau ihren eigenen Körper und seine natürlichen Abläufe kennt, desto sicherer geht sie mit der Familienplanung um. Ein Symptom, das den weiblichen Zyklus sehr gut repräsentiert ist der Zustand des Zervixschleims. Der Gebärmutterhals (die Zervix) verfügt über Schleim bildende Drüsen, die das Zervixsekret hormonabhängig produzieren. So verändern sich die Konsistenz und die Menge des Schleims regelmäßig im monatlichen Zyklus und bilden eine Grundlage für die Methode der natürlichen Familienplanung (NFP). Die Beobachtung des Zervixschleims wurde maßgeblich von dem australischen Arzt John Billings erforscht und heißt nach ihm auch die Billings-Methode. In der Schwangerschaft bildet das Sekret den sogenannten Schleimpropf, der den Gebärmutterhals verschließt und so die Gefahr von aufsteigenden Bakterien minimiert. Der Abgang des Schleimpropfs kann ein Zeichen dafür sein, dass die Geburt beginnt.
Der Zervixschleim und die Fruchtbarkeit
In Abhängigkeit von den weiblichen Geschlechtshormonen wechselt das Zervixsekret sein Aussehen. Jede Frau kann diese Veränderungen am Eingang der Scheide beobachten. Der Zyklus beginnt am ersten Tag der Menstruationsblutung. Im Anschluss fühlt sich die Schleimhaut der Scheide eher trocken an. Die Produktion von Zervixschleim ist heruntergefahren. Das wenige beobachtbare Sekret ist weißlich und dickflüssig oder cremig.
Im Vorfeld der fruchtbaren Tagen
Im Verlauf der ersten Hälfte des weiblichen Zyklus steigt der Östrogenspiegel kontinuierlich. Die Frau nähert sich ihrer fruchtbaren Phase. Der Salzgehalt des Zervixschleims steigt ebenfalls und bildet unter dem Mikroskop im getrockneten Sekret die sogenannte Farnkrautstruktur.
Der Eisprung
Nahe am Eisprung wird die Schleimproduktion kräftig angekurbelt. Das Zervixsekret ist nun dünnflüssig am Eingang der Scheide spürbar und tastbar. Es sieht durchsichtig aus und lässt sich zwischen zwei Fingern zu langen Fäden spinnen. Der Zervixschleim besitzt einen hohen, alkalischen pH-Wert. In der Scheide herrscht aber ein saures Milieu. So gelingt es den männlichen Spermien im Schutz des Zervixschleims die Gebärmutter und die Eileiter zu erreichen, um die Eizelle zu befruchten.
Die zweite Zyklushälfte
Nach dem Eisprung fährt der weibliche Körper die Produktion des Zervixsekrets deutlich herunter. Die Konsistenz ist wieder cremig bis klumpig und die Farbe eher weiß. Fühlt sich die Scheide vor der zu erwartenden Menstruation etwas feucht an, ist die Eizelle wahrscheinlich nicht befruchtet worden und die Regelblutung setzt bald ein. Im Fall einer Schwangerschaft bleibt die Schleimhaut der Scheide zunächst trocken.
Die Sicherheit der Zervixschleimmethode
Die Methode der natürlichen Familienplanung wird auf der einen Seite von Paaren mit Kinderwunsch genutzt und auf der anderen Seite zur Verhütung einer ungewollten Schwangerschaft. Besonders bei Letzterem fällt die Sicherheit der Zervixschleimbeobachtung ins Gewicht. Wendet ein Paar die NFP-Methode komplett an, liegt der Pearl-Index bei 0,4. Das bedeutet ein Schwangerschaftsrisiko von lediglich 0,4 Prozent, ähnlich der Pille. Nutzt ein Paar nur die Zervixschleimbeobachtung zur Verhütung, liegt das Risiko für eine ungewollte Schwangerschaft bei 5 Prozent. Eine Anwendung ist also immer in Kombination mit Kondomen oder im Rahmen der natürlichen Familienplanung empfohlen.
Wie Zervixschleim in der Praxis beobachtet wird
In der Übungsphase beobachtet die Frau das Zervixsekret am besten täglich oder sogar mehrmals am Tag. Viele Frauen verfügen über genügend Zervixschleim, um ihn direkt außen an der Scheide abzunehmen und zu untersuchen. Ist das nicht der Fall, ist meistens Sekret am Muttermund, im hinteren Scheidengewölbe zu finden. Der Zervixschleim wird zwischen zwei Finger genommen, etwas gerieben und anschließend auseinandergezogen. Dann ist es sinnvoll, das Ergebnis täglich in ein Zyklusblatt einzutragen, um einen Überblick über den gesamten Zyklus zu gewinnen. So lässt sich mit der Zeit das ganz persönliche Muster der Testerin erkennen und die Methode zur Erkennung der fruchtbaren Tage wird immer sicherer.
Die Beurteilung des Zervixschleims und seine Interpretation
Nachdem Menge, Konsistenz und Spinnbarkeit des Zervixsekrets beurteilt wurden, kann jede Frau ihre Beobachtungen interpretieren. So erhält sie eine Aussage zu ihrer aktuellen Fruchtbarkeit und kann entsprechend reagieren. Eine trockene Scheide spricht für die unfruchtbaren Tage. Da Spermien bis zu fünf Tage im Körper einer Frau überleben können, sind zum Teil die Tage mit einer leichten Zervixschleimproduktion bedingt fruchtbar. Ist viel spinnbares Sekret vorhanden, das bedeutet es ist zu acht bis zehn Zentimeter langen Fäden ziehbar, steht der Eisprung bevor und es handelt sich um einen fruchtbaren Tag. Die fruchtbaren Tage enden vier Tage nach dem Höhepunkt der Schleimabsonderung.
Tipps und Tricks
- Sowohl zur Planung eines Wunschkindes als auch zur Verhütung einer Schwangerschaft ist es sinnvoll, die Billings-Methode mit der Temperaturmethode und dem Ertasten des Muttermundes zu verbinden. Diese Beobachtung des weiblichen Zyklus nennt sich Natürliche Familienplanung (NFP).
- Es ist wichtig zu bedenken, dass Medikamente, chemische Verhütungsmittel und der Samenerguss beim Geschlechtsverkehr die Beschaffenheit des Zervixschleims eventuell verändern. Auch eine lokale Entzündung der Scheide oder das Stillen eines Babys erschwert die Beurteilung.
- Manchmal verwechseln Paare den Schleim, der durch die Erregung beim Geschlechtsverkehr entsteht mit fruchtbarem Zervixsekret. Beide sind klar und spinnbar. Erregungsschleim ist jedoch wasserlöslich und kann leicht abgewischt werden.