Altersvorsorge gewinnt stetig an Bedeutung in der deutschen Gesellschaft. Das liegt in erster Linie daran, dass sich durch den demografischen Wandel die Altersstruktur der Deutschen verändert. Die geburtenschwachen Jahrgänge, das Älterwerden der Menschen durch technische und medizinische Innovationen sowie das geänderte Bild der berufstätigen Frau sind einige zentrale Aspekte, die den größer werdenden Anteil an Rentnern sowie den gleichzeitigen Rückgang an berufstätigen Steuerzahlern beeinflussen.
Dieser Trend wird laut Experten in Zukunft noch stärkere Konsequenzen nach sich ziehen wie beispielsweise die Zunahme der Altersarmut, die bereits heute einen nicht unerheblichen Anteil der Rentner ausmacht. Demnach ist die rechtzeitige Vorsorge für das Alter unabdingbar für die heutige Zeit. Daher entscheiden sich mehr und mehr Menschen für eine private Rentenversicherung. Ob und welche Maßnahmen zur Vorsorge getroffen werden sollten, ist abhängig von den prognostizierten gesetzlichen Rentenansprüchen und weiteren Aspekten. Wie nun der finanzielle Bedarf im Alter berechnet wird, soll im Folgenden schrittweise aufgezeigt werden.
💶 Ratgeber: Rentenformel und Vorsorge
- Die Höhe des gesetzlichen Rentenanspruchs
- Weitere Einkünfte ermitteln
- betriebliche Altersvorsorge
- Riester-Rente
- Wegfallende Verpflichtungen
- Vermögen durch Eigentum
- Berechnung des Gesamtbetrages
- Auswertung des Ergebnisses
- Fazit
- Insgesamt kann die Berechnung auf folgende kurze Formel zusammengefasst werden
Die Höhe des gesetzlichen Rentenanspruchs
Im ersten Schritt ist zu ermitteln, wie viel Rente einer Person zusteht, um einen Basiswert zu ermitteln. Grundsätzlich handelt es sich bei der Berechnung um kein leichtes Unterfangen, da zahlreiche Faktoren wie der Lebenslauf, Inflationsrate und anderes mit einzukalkulieren sind. Insgesamt werden bei der Rentenformel verschiedene Faktoren miteinander multipliziert:
Summe der Entgeltgruppe | Hier wird das Jahres-Bruttoeinkommen betrachtet und mit dem Durchschnittseinkommen aller Versicherten verglichen. Der Versicherte erhält einen Punkt, wenn er im Durchschnitt liegt, liegt er darunter, gibt es eine Null vor dem Komma und wer drüber liegt, befindet sich dementsprechend über dem einen Punkt. Dabei wird jedes Jahr das aktuelle Durchschnittseinkommen für die Berechnung herangezogen. So sammelt jeder also bis zum Rentenantritt Punkte, die für die Berechnung schließlich zusammengezählt werden. |
Zugangsfaktor | Deutschland besitzt ein Renteneintrittsalter von 65 bzw. 67 Jahren. Wer früher in Rente geht, bekommt für jeden Monat 0,3 Prozentpunkte von der errechneten Rente abgezogen. Wer länger arbeitet, erhält auch mehr Rente. Sollte jemand beispielsweise einen Monat früher in Rente gehen, beträgt der Zugangsfaktor 0,997) |
Rentenartfaktor | Wie der Name bereits verrät, handelt es sich hierbei um die Unterscheidung der Rentenart. Je nach Art wird ein anderer Faktor für die Berechnung angesetzt. Die Altersrente wird mit dem Faktor 1 und bei der Witwenrente zum Beispiel der Faktor 0,55 angesetzt. |
aktueller Rentenwert | Der Rentenwert wird jedes Jahr neu berechnet und sagt aus, wie viel monatliche Rente eine Person mit einem Durchschnittsverdienst und einem Jahr Renteneinzahlung erhalten würde. Laut Focus lag dieser 2013/2014 bei 28,14 Euro in den alten und bei 25,74 Euro in den neuen Bundesländern. Bei 45 Beitragsjahren bedeutet dies in den alten Bundesländern heute eine Durchschnittsrente von 1.266,30 Euro im Monat. |
Insgesamt sollten also offizielle Informationen für die Berechnung herangezogen werden, um einen realistischen Wert zu erhalten. Trotzdem handelt es sich lediglich um einen Schätzwert, der ermittelt wird, da ein Jobwechsel oder Arbeitslosigkeit den Wert erheblich beeinflussen können. Eine einfache Methode ist aber auch die Nutzung von Kalkulatoren zur Rentenberechnung.
Weitere Einkünfte ermitteln
Ist ein Wert für den gesetzlichen Rentenanspruch ermittelt, gilt es im nächsten Schritt zusätzliche Ansprüche im Rentenalter zu errechnen, um diese dann auf die ermittelte Altersrente zu addieren. Solche Ansprüche bzw. Einkünfte können in vielerlei Form vorkommen.
betriebliche Altersvorsorge
Insbesondere große Unternehmen und Konzerne bieten ihren Mitarbeitern die sogenannte bAV (betriebliche Altersversorgung) an, die tarifliche oder freiwillige Leistungen des Arbeitgebers beinhaltet und zum Ziel hat, den Lebensstandard auch für das Rentendasein zu sichern. Die betriebliche Altersvorsorge gilt als zweite Säule der Altersvorsorge – die erste ist die gesetzliche Rente und die dritte schließlich die private Vorsorge.
Riester-Rente
Die Riester-Rente ist beispielhaft als private Altersvorsorge zu nennen und ein auch vom Staat befürwortetes Instrument der Altersabsicherung. Im Grunde handelt es sich hierbei um eine mögliche Maßnahme, die als zusätzliche Vorsorgeart ergriffen werden kann. Es handelt sich um eine privat finanzierte Rente, die allerdings staatlich gefördert ist. „Riestern“ darf jeder, der in Deutschland arbeitet und kann dabei unter verschiedenen Sparformen wählen.
Wegfallende Verpflichtungen
Im Laufe des Lebens fallen verschiedene laufende Verpflichtungen an, die im Rentenalter oftmals keine Rolle mehr spielen, so dass diese nicht mehr in die Rechnung mit einbezogen werden müssen oder gar als Plus verzeichnet werden können. Dazu können gehören:
- Finanzierung der Kinder
- Finanzierung des Studiums der Kinder
- Kredite für Haus, Möbel oder Auto
Vermögen durch Eigentum
Nicht zu vernachlässigen, sind aber auch die Besitztümer, die im Laufe des Lebens angehäuft wurden. Dazu gehören Haus, Autos oder andere Besitztümer wie wertvolle Möbelstücke oder Schmuck. Letzteres wird meist im eigenen Besitz bleiben. Allerdings ist der Verkauf eines Hauses im Alter nicht auszuschließen, übernehmen die eigenen Kinder in den wenigsten Fällen heute noch die Wohnobjekte der Eltern.
Im Alter kann solch ein Eigenheim sehr groß und schwierig zu unterhalten sein, so dass ein Umzug in eine kleinere, altersgerechte Wohnung eine bessere Alternative darstellt. Der Verkauf des Hauses bringt demnach eine zusätzliche finanzielle Absicherung. Mit dieser kann allerdings in seltensten Fällen und vor allem nicht in jungen Jahren kalkuliert werden. Der Aspekt sollte in den Überlegungen aber Berücksichtigung finden.
Berechnung des Gesamtbetrages
Um nun einen Wert zu erhalten, der Auskunft darüber gibt, ob zusätzliche Vorsorgemaßnahmen getroffen werden sollten, ist die erhaltende Summe aus den vorherigen Berechnungen vom derzeitigen Nettolohn abzuziehen. Das resultierende Ergebnis befindet sich in den meisten Fällen im Plusbereich und ist der Geldwert, der in Zukunft für die Bestreitung des Rentendaseins fehlt.
Auswertung des Ergebnisses
Wie bereits angedeutet, wird das Ergebnis in den meisten Fällen positiv ausfallen, so dass ein Betrag entsteht, der als Richtwert für die weitere private Altersvorsorge genutzt werden kann. Aufgrund der sich weiter verschärfenden Lage, dass ein Beitragszahler im Laufe der Zeit mehr und mehr Rentner mitfinanziert, wird die sogenannte dritte Säule der Altersvorsorge mehr und mehr vom Staat gefördert wie beispielsweise die Riester-Rente.
Es gibt aber auch weitere mögliche Maßnahmen wie die klassische private Rentenversicherung sowie die sogenannte Rürup-Rente, die als Basisrente bezeichnet wird und im Unterschied zu beiden anderen nur ratenweise ausbezahlt wird.
Fazit
Insgesamt ist die Berechnung des späteren finanziellen Bedarfs im Alter nicht sonderlich schwer, bedarf aber der Einholung aktueller Informationen sowie die Berücksichtigung verschiedenster Faktoren und Aspekte.
Insgesamt kann die Berechnung auf folgende kurze Formel zusammengefasst werden:
Finanzielle Bedarf = (gesetzliche Rente + zusätzliche Einkünfte / Ansprüche) – derzeitiger Nettolohn
Die Berechnung dient als Analyseinstrument, um die etwaige Höhe der privaten Altersversorgung, in welcher Form auch immer, bestimmen zu können, um schließlich konkrete Maßnahmen zu definieren. Hierfür ist die Einholung einer Expertenmeinung unabdingbar sowie der Vergleich der unterschiedlichen Versicherungskonditionen. Eine private Altersvorsorge nicht in Anspruch zu nehmen, dürfte bei der aktuellen Situation keine Option sein, um nicht in die angesprochene Altersarmut zu fallen.
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