Der aufregendste Moment einer Schwangerschaft ist, nach dem positiven Schwangerschaftstest und dem ersten Herzschlag im Ultraschall, der Schrei des neugeborenen Babys nach der Geburt. 40 Wochen Geduld und einige Stunden harter Arbeit unter der Geburt werden mit einem eigenen Kind belohnt. Das Leben als Familie beginnt.
Anzeichen für den Beginn der Geburt
Der errechnete Geburtstermin kommt näher, Sie haben Ihre Tasche für die Klinik oder das Geburtshaus gepackt und sind jeden Tag gespannt, wann sich Ihr Kind wohl auf den Weg machen wird. Die Familie fragt Ihnen Löcher in den Bauch und sogar beim Bäcker hören Sie täglich den Kommentar: „Sie sind ja immernoch schwanger!“ Atmen Sie tief durch und entspannen Sie sich. Ihr Baby entscheidet ganz alleine, wann es auf die Welt kommen möchte. Zwei sichere Anzeichen für den Beginn der Geburt sollten Sie kennen. Ihr Kind kündigt sich an, wenn Sie einen Blasensprung haben. Das bedeutet Ihre Fruchtblase platzt und Sie bemerken entweder einen Schwall Fruchtwasser der abgeht, oder ein stetiges Tröpfeln. Wenn das Köpfchen Ihres Kindes schon tief im Becken liegt, dichtet es den Blasensprung ab. Wehen treten entweder gleichzeitig auf oder später. Eine andere Möglichkeit des Körpers die Geburt zu beginnen sind regelmäßige, in ihrer Intensität zunehmende Wehen. Ein unsicheres Geburtsanzeichen ist der Abgang des Schleimpropfes. Er verschließt in der Schwangerschaft den Gebärmutterhals und löst sich oft schon Tage vor der Geburt mit einer leichten Blutung.
Die Phasen der Geburt
Mediziner teilen den Geburtsvorgang in drei Phasen ein. Die Eröffnungsphase, die Austreibungsphase und die Nachgeburtsphase. Jeder Abschnitt hat seine eigenen Merkmale.
Die Eröffnungsphase
Die Geburt beginnt. Mediziner gehen davon aus, dass das Baby selbst biochemische Signale aussendet und den Prozess in Gang setzt. Die Eröffnungsphase beginnt mit den einsetzenden Wehen. Sie sind die treibende Kraft, die den Muttermund öffnet und das Baby aus der Gebärmutter auf die Welt schiebt. Ihre Wirkung auf die Uterusmuskulatur zieht zunächst den Gebärmutterhals, die sogenannte Zervix, nach oben. In der Schwangerschaft ist er noch circa zwei Zentimeter lang und endet mit dem fest verschlossenen äußeren Muttermund. In der Eröffnungsphase wird er immer kürzer und verstreicht schließlich ganz. Im Anschluss bewirken die Wehen eine langsame Öffnung des Muttermundes. Die ersten drei Zentimeter erfordern die Hauptarbeit. Die meisten Schwangeren sind enttäuscht, wie viele schmerzhafte Wehen sie veratmen müssen, um dann trotzdem nur etwas von „drei bis vier Zentimetern Öffnung des Muttermundes“ aus dem Mund der Hebamme zu hören. Der Muttermund öffnet sich im weiteren Verlauf auf 10 Zentimeter. Nun ist er weit genug, um das Köpfchen des Kindes durchzulassen. Haben Sie bereits ein Baby geboren? Dann entwickelt sich die Eröffnungsphase bei der zweiten Geburt wahrscheinlich deutlich schneller und das Verstreichen des Gebärmutterhalses geschieht fast zeitgleich mit der Öffnung des Muttermundes.
Der Weg nach unten
Der Muttermund ist fast vollständig geöffnet und der kindliche Kopf rutscht weiter ins Becken. Er kann starken Druck ausüben, sodass Sie unwillkürlich das Gefühl haben, schon mitpressen zu wollen. Ihre Hebamme wird Ihnen dabei helfen, diesen Drang noch zu unterdrücken. Erst wenn der Muttermund wirklich vollständig offen steht, setzen die Presswehen ein. Haben Sie einen Geburtsvorbereitungskurs besucht? Dort haben Sie Atemübungen gelernt, um das Pressen aufzuhalten und Ihr Kind optimal mit Sauerstoff zu versorgen. Unter der Geburt wird Ihre Hebamme Sie zusätzlich anleiten und Ihnen angenehme Positionen zeigen, in denen Sie die Wehen besser veratmen können. Jeder Frau tut dabei eine andere Haltung gut. Wenn Ihnen nach Schreien ist, lassen Sie den Druck heraus. Sich zu verkrampfen ist nicht gut für das Baby.
Das Zeitgefühl fehlt
Unter der Geburt wird es Ihnen schwerfallen, die Zeit im Auge zu behalten. Bei einer Erstgebärenden kann die Eröffnungsphase acht bis vierzehn Stunden oder sogar noch länger dauern. Ab dem zweiten Kind verkürzt sie sich auf circa zwei bis acht Stunden. Ausnahmen bestätigen auch beim Thema Geburt die Regel. Übernehmen Sie die Regie! Sie sind die Hauptperson bei der Geburt Ihres Babys. Wenn es Ihnen gut tut spazieren zu gehen, tun Sie es. Andere Gebärende liegen lieber zur Entspannung in der Geburtswanne oder veratmen die Wehen im Stehen oder Liegen. Sobald die Zervix nicht mehr zu tasten ist und der Muttermund sich bei zehn Zentimetern befindet, kann das Baby kommen. Die nächste Phase der Geburt beginnt.
Die Austreibungsphase
Sobald der Muttermund offen ist, ändert sich das Empfinden, das der Kopf des Kindes im Becken der Gebärenden auslöst. Der Druck nimmt zu und verteilt sich auf den gesamten Beckenboden. Sie haben das Gefühl, Ihren Darm entleeren zu müssen. Begeben Sie sich in die Position, die Sie im Moment am angenehmsten empfinden. Sie haben zum Beispiel die Wahl zwischen dem Bett, dem Gebärhocker oder dem Fußboden im Vierfüßlerstand. Ihre Hebamme wird Ihnen auf Wunsch immer wieder Hilfestellung geben. Jetzt dürfen Sie endlich pressen. Viele Frauen empfinden das als große Erleichterung. Atmen Sie mit den Wehen und pressen Sie in den Bauch, nicht in den Kopf. Das Baby dreht sich weiter im Geburtskanal ein und übt mit seinem Hinterkopf Druck aus. Der Damm wird weiter und kann von der Hebamme geschützt werden. Ihr Partner kann schon den Kopf Ihres Kindes sehen.
Der Kopf wird geboren
Ist der kindliche Kopf im Bereich der Vulva außen angekommen, droht bei zu schnellem Durchtritt ein Dammriss. Daher wird Ihre Hebamme Sie anweisen, beim Pressen eine kurze Pause zu machen. Mit der nächsten Wehe wird wahrscheinlich der Kopf Ihres Babys geboren. Falls es Probleme gibt und sich der Durchtritt zu sehr verzögert, benutzt die Hebamme oder der Arzt den Dammschnitt, um die Geburt des Kopfes zu ermöglichen. Geschnitten wird auf dem Höhepunkt einer Wehe, wenn die Gebärende nicht viel davon merkt. Ist der Kopf erst mal auf der Welt, folgen mit der nächsten Wehe die Schultern und der Rest des kleinen Körpers. Sie haben es geschafft! Ihr Baby ist geboren.
Das Neugeborene begrüßt die Welt
Die Hebamme legt Ihnen Ihr neugeborenes Kind auf den Bauch und klemmt die Nabelschnur ab. Ihr Partner darf die Nabelschnur eventuell durchschneiden. Um den Temperaturunterschied abzufangen, wird Ihr Kind in ein warmes Handtuch gewickelt und bekommt eine Mütze auf den Kopf. Sie haben jetzt Zeit, sich in aller Ruhe kennenzulernen und die Schmerzen der letzten Stunden zu vergessen. Die meisten Neugeborenen sind hellwach und schauen sich ihre Eltern an. Sucht Ihr Kind nach der Brust, wird Ihnen Ihre Hebamme direkt helfen es anzulegen. Genießen Sie diese ersten unwiederbringlichen Momente.
Die Nachgeburtsphase
Im Kreißsaal kehrt Ruhe ein, während Mutter und Kind sich kennenlernen und erholen. Die Hebamme wartet auf die Nachgeburt. Die Plazenta (der Mutterkuchen), die die ganze Schwangerschaft über das Baby versorgt hat, wird mit ein paar Nachwehen ausgestoßen. Sie wird von der Hebamme genau untersucht, um sicherzugehen, dass das Organ vollständig ist. Bleiben Reste in der Gebärmutter zurück, kann es zu einer Entzündung bis hin zur Blutvergiftung kommen. Nach der Geburt der Plazenta zieht sich der Uterus unter Nachwehen weiter zusammen. Selten kommt es vor, dass sich die Plazenta nicht spontan löst. Helfen auch Medikamente nicht, wird der Mutterkuchen operativ entfernt. War ein Dammschnitt nötig, ist im Anschluss an die Nachgeburt Zeit, ihn zu vernähen. Unter örtlicher Betäubung werden Sie nicht viel davon spüren. Danach dürfen Sie endlich in Ruhe Ihr Babyglück genießen. Nach einigen Stunden Überwachung im Kreißsaal werden Sie entweder auf die Wochenstation verlegt, oder Sie können sich dafür entscheiden, direkt mit Ihrem Neugeborenen nach Hause zu gehen. Auch das Geburtshaus verlassen Sie wenige Stunden nach der Geburt.